Unüberhörbar
werben die Grillenmännchen mit ihrem Zirpen um Weibchen. Sie können den
Männchen bei der Tonerzeugung zusehen: Zunächst werden die Flügel etwas
angehoben, dann wird eine verdickte, gezähnte Ader an der Kante des rechten
Vorderflügels schnell über die verhärtete Stelle des linken Hinterflügels
gezogen. Jede Grillenart hat ihren eigenen Gesang mit charakteristischer
Frequenz und Intensität. Die Grillenweibchen hören den Gesang wie wir mit einer
dünnen, flachen Membran (Trommelfell). Allerdings befindet sich diese nicht am
Kopf, sondern an den Vorderbeinen. Die Membran der Grillen ist für einen weiten
Frequenzbereich empfindlich, der über 20’000 Schwingungen in der Sekunde
hinausgeht. Dies liegt jenseits unserer Hörgrenze, ist dem Frequenzbereich des
Grillengesangs jedoch angemessen.
Natürlich
ist das Erzeugen von so lauten Tönen nicht ohne Risiko, denn es lockt auch
Räuber an. Damit steht das paarungswillige Männchen vor einem Dilemma: verhält
es sich ruhig, ist es einigermassen sicher vor Räubern, aber es bleibt ohne
Weibchen. Singt es, hat es eine Chance auf ein Weibchen, riskiert aber
zugleich, gefressen zu werden. Jede der Grillen, die sie vor sich sehen, hatte
einen Vater, der das Risiko des Gesangs auf sich genommen hat. Wobei es auch ganz raffinierte Männchen gibt, die sich schweigend neben
den Sängern positionieren und versuchen, die angelockten Weibchen abzufangen…
Kuriosa:
Grillen
spielen als Futter für Terrarientiere eine wichtige
Rolle. Allein in den USA werden mehr als 50 Millionen Grillen pro Woche
versandt. Das liegt an der unkomplizierten Zucht und Handhabung: Die Tiere
können weder stechen noch beissen. Der lange „Stachel“ der weiblichen Tiere
dient als Legebohrer dazu, die Eier im Sand abzulegen.
Grillen
sind seit kurzem in der Schweiz auch als Lebensmittel zugelassen. Ob sie als
Proteinquelle den Hühnchen den Rang ablaufen werden, wird sich noch zeigen.
Den
Niedergang der Sung-Dynastie in China verbindet man mit der Leidenschaft des
Premierministers für Grillenkämpfe.